Über uns

Ulrich Grannemann

„Zu Nordhemmern Lokalgeschichte ist im Netz nichts zu finden und nachbestellen kann man die Bücher auch nicht mehr“ meinten die Mädchen und Jungs unserer Familie, nachdem ich ihnen zu Weihnachten das Buch „Dorfheimat Nordhemmern“ von Wilhelm Helling und ein paar weitere Bücher zur Nordhemmer Heimatgeschichte gezeigt hatte. 

Heimatwissen retten und drei Glücksfälle

Da wurde mir klar, dass dieses Wissen digital nicht nur nicht zugänglich ist, sondern auch verloren gehen wird, wenn das, was von vielen Heimatforschern in viel Arbeit gesammelt wurde, nicht digitalisiert wird. Drei weitere Glücksfälle kamen hinzu.

  1. Brigitte Niemann, die mich als 1. Vorsitzende des Nordhemmer Heimatvereins sehr darin bestärkt hat, diese Idee umzusetzen und auch eigene Artikel zu schreiben.
  2. Marita Helling, die als Eigentümerin der Rechte an dem Buch Ihres Vaters „Dorfheimat Nordhemmern“ die Digitalisierung nicht nur ausdrücklich erlaubt, sondern sogar sehr aktiv unterstützt.
  3. Und Helmut Niedermeier (Pfarrer i. R.), dem ich die Freigabe zur Digitalisierung des „Jahrbuches 2005 zur Nordhemmer und Holzhausener Kirchengeschichte“ zu verdanken habe.

Wie komme ich persönlich dazu? Internet, Bindung und Geologie

Beruflich brauche ich das Internet und Seiten, auf denen man Artikel veröffentlichen kann. Meine Ausbildungen in Wirtschaft und Psychologie lassen mich bis heute von Strategieprojekt zu Strategieprojekt, von Reorganisation zu Reorganisation durch die deutsche Unternehmenslandschaft reisen. Dieses unstete Leben hat vielleicht die Bindung zum Ort meiner Kindheit und Jugend so stark bleiben lassen. Und Erdkunde hat mich immer am meisten interessiert. Dabei stieß ich auf die Frage, warum eigentlich Nordhemmern und die Nachbarorte, wie Südhemmern, Stemmer (vermtl. Abkürzung von Osthemmern), Holzhausen da liegen, wo sie liegen. Und warum am Hahnenhügel Tonscherben gefunden wurden, die fast 4000 Jahre alt sind. Die Antworten darauf waren überraschend und mehr als spannend. Und woher kommen unsere Familiennamen? Woher kommt Hemyncberen, Hatzhorn, Leiwkenstatt, Ovelgönne und viele andere Namen mehr? Und es ist spannend, wie Ereignisse in Mitteldeutschland (Nebra), Rom, Aachen Einfluss auf Nordhemmern haben. Weltgeschichte aus dem Blickwinkel unserer Heimat. Und natürlich der geologische Bilck: wie es kommt, dass Nordhemmern vor 480 Mio Jahren noch am Südpol lag.

Die Geburt der Neugier für diese Fragen wurde, so glaube ich, in der dritten Klasse der gerade neuen Grundschule gelegt.  Wir hatten auf einmal ein neues Fach: Heimatgeschichte. Unsere Klassenlehrerin (aus Hille Dorf) musste sich selbst in dieses neue Fach hineinarbeiten. Das war spürbar. Für mich unvergessen unsere Exkursion in die Dorfmitte. Wir haben den Landerbach gesucht und haben ihn nicht gefunden. Etwas verloren und suchend standen wir 9 bis 10 jährigen samt Lehrerin auf dem Lavelsloher Weg. Aha, auch Lehrer wissen nicht alles. Es gibt noch viel zu erforschen.

Ich hoffe auf viele Fragen und Beiträge von vielen neuen Heimatforschern jeglichen Alters.

Ulrich Chris Grannemann

Marita Helling

Angefangen hat alles mit einem Gang zum Briefkasten und einem handgeschriebenen Brief! Keine Reklame oder Rechnung. Nein, im Umschlag steckte tatsächlich ein persönlicher Brief adressiert an mich. Geschrieben in Schreibschrift, per Hand – so, wie man es von früher noch kennt. Damals, als man noch Postkarten aus dem Urlaub an Freunde und die Familie verschickte, oder eben einen Brief,  wenn es mehr zu erzählen gab. Damals, als man in regem Briefkontakt mit Freunden stand,  die in eine andere Stadt gezogen waren und sich über jeden Brief gefreut hat, der Neuigkeiten zu erzählen hatte. Damals, als man stundenlang über die richtigen Worte für einen Liebesbrief nachgrübelte. Wenn man sich besondere Mühe geben wollte, wählte man den Füllfederhalter. Sonst tat es auch der Kugelschreiber. Und manchmal musste es sogar ein besonders hübsch bedrucktes Briefpapier sein. Ich glaube, solche Briefpapierblöcke gibt es heute gar nicht mehr. Heute verschickt man selbst zum Geburtstag eine Email oder eine rasche Nachricht per WhatsApp oder Skype,  vielleicht mit ein paar Emojis verziert. Ein handschriftlicher Brief ist heute Geschichte.

Und da sind wir nun auch genau beim Thema! Es geht um „Damals“ und es geht um „Geschichte“. Darum, wie das Leben früher war, wie man früher gedacht hat, was man getan hat, wie der Alltag war.

„Dorfheimat Nordhemmern“

Der Brief, der in meinem Briefkasten lag, kam von Ulrich Grannemann. Ich kenne Ulrich aus der Kindheit,  unsere Väter waren Freunde. Im Laufe der Jahre hatten wir uns allerdings längst aus den Augen verloren.  Wie das eben oft so ist, im Leben. Ulrich wollte von mir wissen, ob ich mein Einverständnis zur digitalen Veröffentlichung der „Dorfheimat Nordhemmern“ geben würde. Dem Buch, das mein Vater einst Nordhemmerner Geschichte geschrieben hat. Für das er viele Gespräche mit allen möglichen Menschen geführt hat.  Viele von ihnen leben heute schon lange nicht mehr. Für das er unermüdlich alte Fotos und Unterlagen ausgegraben hat,  die er sorgfältig sortiert und zugeordnet hat. Für das er stundenlang Texte formuliert und in die Schreibmaschine getippt hat. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er bewaffnet mit Schere, Lineal und Pritt-Stift vor diversen riesengroßen Papierblättern saß, um alle die Texte und Fotos für Seiten der Dorfchronik zusammen zu stellen, zu schnippeln und zu kleben, das Layout zu gestalten. Damals gab es noch kein Bildbearbeitungsprogramm und die Nutzung privater Computer befand sich auch noch in den Kinderschuhen. Das Layout der Seiten für den Druck musste deshalb in mühevoller Kleinarbeit per Hand erledigt werden. Ich weiß noch genau,  dass man die Zimmertür in dieser Zeit stets nur langsam und vorsichtig öffnen durfte, um zu verhindern, dass alles wild durcheinander geweht würde. Als die Dorfchronik schließlich endlich gedruckt war und als dickes Buch fertig vorlag, war sie ruck zuck ausverkauft. Die Nordhemmeraner waren alle sehr interessiert daran, zu erfahren, wie es in „ihrem“ Dorf in alter Zeit zugegangen war und beinah jeder hatte die „Dorheimat Nordhemmern“ daheim im Bücherregal stehen.

Man schlägt nicht mehr in Büchern nach

Aber all das ist schon lange her. Bücher werden mit der Zeit verlegt, gehen kaputt, verschwinden eben. Und so wäre irgendwann nichts mehr übrig von der Nordhemmeraner Dorfgeschichte zum Nachschlagen. Heute schaut man ohnehin, statt ins Bücherregal, eher in den Computer,  wenn man etwas nachschlagen oder erfahren und dazulernen will. Man schaut bei „Google“ nach und informiert sich eben dort. Man schlägt nicht mehr in Büchern nach.

Und genau das war Ulrichs Idee! Angeregt durch Gespräche mit seinen Verwandten der jüngeren Generation,  hatte er den Plan gefasst, die „Dorfheimat Nordhemmern “ zu digitalisieren! Ergänzt mit weiteren Berichten, Fotos und Geschichten über Nordhemmern, die nachfolgende Ortsheimatpfleger und interessierte Menschen in den vergangenen Jahren für die Nachwelt zusammen getragen haben. Ich fand die Idee super! Je mehr wir über sein Projekt gesprochen haben, desto mehr Lust habe ich bekommen, nicht nur meine Zustimmung für die Veröffentlichung der Dorfchronik zu erteilen, sondern auch aktiv dabei mitzumachen. Es hat viel Spaß gemacht. Wie oft sind uns Geschichten und Erlebnisse „von früher“ eingefallen und wir haben uns dabei dann völlig verquatscht“, sind von „Höxchen auf Klöxchen“ gekommen, haben die Vergangenheit wieder lebendig vor Augen gesehen, als wäre es gestern gewesen.

Ich hoffe, so wird es auch all denjenigen ergehen, die den Blog in Zukunft verfolgen werden. Und natürlich hoffe ich ebenso, dass wir bei der jüngeren Generation ein wenig dazu betragen können, Interesse am „Damals“ zu wecken. Es gibt wirklich viel Spannendes zu entdecken.

Ich glaube,  mein Vater hätte sich sehr über dieses Digitalisierungs-Projekts „seiner“ Dorfchronik gefreut. Die „Dorfheimat Nordhemmern“ ist und bleibt sein Vermächtnis an sein „Herzensdorf“.

Ich bin stolz und dankbar, dabei helfen zu können, Ulrichts tolle Idee mit Leben zu füllen.

Marita Helling