Zur Lokalgeschichte gehören natürlich auch die Rituale, Sitten und Feste:
Bei manchen Bauern – für den Raum Lübbecke ist das auch belegt (Sauermann 1988) – gab es die Sitte in der Sylvesternacht nur mit einem Hemd bekleidet in den Stall zu gehen und allen Tieren etwas Futter zu geben. Das sollte vor die Tiere vor Krankheiten schützen. Es ist aber sicher auch ein schönes Zeichen und respektvolles Ritual auch die Tiere „mitfeiern“ zu lassen.
Rituale, die in die Zukunft schauen lassen
Heute kennen wir noch das Bleigießen und deuten der eigenen Zukunft aus den Formen des im alten Wasser erstarrten Bleies. Eine Geschichte, die im Norden des Mindener Landes erzählt wurde, berichtet folgendes: „In dieser Nacht konnte das Mädchen aber auch erfahren, wen es einmal heiraten würde. Dazu mußte es in seinem Schlafzimmer eine Kerze anzünden, eine Waschschale mit Wasser, Seife und Handtuch auf den Tisch stellen und selbst nackt unter den Tisch kriechen. Dann mußte der Zukünftige Schlag Mitternacht ins Zimmer treten. Man erzählte einen Fall aus einem Nachbardorfe, der eingetroffen war: Das Dienstmädchen hatte den Zauber nach Vorschrift eingeleitet, da war der Hausherr, der das ungewohnte Licht wahrgenommen hatte, zur großen Beschämung des Mädchens plötzlich in die Kammer eingetreten. Einige Monate später starb die Hausfrau, und der Bauer heiratete noch im selben Sommer die Magd“
Neujahrsschießen
Als Sitte in der Umgebung von Lübbecke wird auch das „NeujahrsschieBen“ genannt. Er war in fast allen Orten Westfalens anzutreffen. Aus einzelnen Schüssen ist dann später wohl das Böllern geworden. Das Schießen bedeutete oft eine besondere Ehrung z. B. für die Honoratioren des Ortes oder für die Mädchen im heiratsfähigen Alter. … Vom Erzählen ist bekannt, daß der Verehrer unter dem Schlaffenster der Verehrten durch einen Böllerschuß und einem Glücklichen Neujahrs-Grußaufwartete. War es der Willkommene, dann wurde die Zustimmung mit dem Herunterlassen eines Fläschchens Süßen an einem Bindfaden beantwortet. War er nicht begehrt, wurde jegliche Erwiederung verweigert“ (Sommermann 1988).
Wer von Lesern kennt weitere Rituale und Geschichten zu Sylvester und Neujahr aus unserer Gegend? Das Kommentarfeld unten wartet auf Ihre Geschichten.